Nur wenige Augenblicke nachdem sich die Mannschaften und das Schiedsrichter-Gespann nach einem umkämpften Spiel abgeklatscht hatten, wurde es dunkel im Dynamo-Sportpark. Die Flutlichter wurden ausgeschaltet, für wie lange, ist offen. Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass es das letzte Spiel für die kommenden vier Wochen, vielleicht auch für wesentlich länger sein wird, gaben die Akteure auf dem rutschigen Rasen am Samstag noch einmal alles.


Es war das Duell um die "Oktober-Meisterschaft" in der Landesliga Süd: Der FSV Dynamo hatte zuvor alle vier Partien im zurückliegenden Monat gewonnen, Erkner konnte mit drei Siegen und einem Unentschieden aufwarten. Die Gäste aus Rand-Berlin hatten den besseren Start und gingen durch Maximilian Friedrich in Führung (20.). Auf der anderen Seite verpassten Victor Omwa (von Torhüter Marvin Drechsler pariert) sowie Daniel Friedrich (Pfosten) den möglichen Ausgleich. Omwa erlitt zu allem Überfluss bei der Aktion einen "Pferdekuss" und musste nach einer halben Stunde ausgewechselt werden. Wenig später erhöhten die Erkneraner durch ein Eigentor von Eddi Hantelmann zum 2:0-Halbzeitstand (35).

Kurz nach dem Seitenwechsel erzielte Tom Worm mit dem dritten Gäste-Tor die Vorentscheidung (52.), doch der Treffer des eingewechselten Maximilian Minschke ließ bei den Eisenhüttenstädtern noch einmal Hoffnung aufkeimen (70.). Die sehenswerte Vorarbeit über die linke Seite kam von Nico Urbansky. Doch direkt nach Wiederanpfiff nahm erneut Worm den Gastgebern alle Illusionen und traf mit einem satten Schuss zum 4:1 aus Gästesicht (71.). Mit blitzschnell hervorgetragenen Angriffen kam Erkner anschließend noch zu zwei weiteren Treffern durch Leon Alfer (77.) und Joao Dangler Cortez (83.).

"Wir wollten heute noch einmal befreit aufspielen, wurden dann aber nach unnötigen Fehlern schnell bestraft. Insgesamt geht die Niederlage in Ordnung, allerdings nicht in dieser Höhe", sagte Dynamos Kapitän Konstantin Klippenstein, für den es nach wie vor nur ein Ziel gibt: "Unsere Prämisse ist, dass wir drin bleiben, mehr wollen wir nicht. Daher lautet auch unser Spruch vor jedem Spiel: Mit aller Gewalt zum Klassenerhalt!"

Dies kann Trainer Dietmar Brauer nur unterstreichen. "Erkner war heute besser und giftiger. Bei so einem Gegner haben wir nur eine Chance, wenn alle unsere Spieler einen guten Tag haben, doch heute konnten unsere Verletzten nicht ersetzt werden", meinte der 59-Jährige. Zur am Montag beginnenden Zwangspause sagte er: "Das ist eine Katastrophe für uns, weil wir gerade so so gut drauf waren. Es passiert uns nicht so oft, dass wir so eine gute Phase haben. Die Mannschaft wird jetzt über den Gruppenchat individuelle Trainingspläne erhalten. Allerdings rechne ich damit, dass es dieses Jahr keinen Fußball mehr geben wird", sagte Brauer.

Zur Unzeit kommt der Lockdown auch für den formstarken FV Erkner. "Ich gehe davon aus, dass dieses Jahr nicht mehr gespielt wird. Vielleicht wird nach dem Ende der Hinrunde ein Cut gemacht oder es gibt Auf- und Abstiegsrunden. Für die Einstellung des Spielbetriebs habe ich vollstes Verständnis. Dass allerdings der Trainingsbetrieb ebenfalls komplett verboten wird, finde ich persönlich überzogen, da man das durchaus steuern kann", erklärte Trainer Ronald Mersetzky. Über den 6:1-Auswärtssieg und die Festigung des dritten Tabellenplatzes zeigte er sich hochzufrieden: "Wir hatten Respekt vor Dynamo, haben aber viele Torchancen herausgespielt, daher geht das Ergebnis auch in Ordnung."

Ähnlich äußerte sich Erkners Kapitän Jakob Kunert. "Auf dem tiefen Boden mussten wir erst einmal ins Spiel kommen. Aber nach dem ersten Tor lief der Ball dann gut bei uns. Wir wollten heute unbedingt die drei Punkte, auch, weil niemand weiß, wann es wieder weitergeht", sagte der 27-Jährige.